Treiber der Digitalisierung: Unser Produktmanagement im Interview

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Die Menschen, die bei uns arbeiten, sind die treibende Kraft hinter der Kontron AIS. Mittlerweile sind es über 250 engagierte Kolleginnen und Kollegen, deren Herz für industrielle Software schlägt. Die Entwicklung unserer Softwareprodukte ist komplex. Um diese Komplexität strategisch zu meistern, haben wir vor mehr als fünf Jahren begonnen, den Bereich Produktmanagement aufzubauen. So können wir eine klare und fokussierte Produktstrategie entwickeln und umsetzen. 

Unsere Produktmanager*innen analysieren dazu Märkte, Kundenanforderungen und zukünftige Trends. Sie übersetzen die gewonnenen Erkenntnisse in neue Anforderungen für Produktfeatures und stärken so unsere Innovationskraft. Durch die enge Zusammenarbeit mit Management, Entwicklung, Sales und Marketing sorgen sie dafür, dass alle auf dem gleichen Stand sind und gemeinsam an einem Strang ziehen. 

Heute werden unsere Produkte von einem starken Dreier-Team im Produktmanagement betreut. In einem Interview haben wir sie dazu eingeladen, mehr über ihre Arbeit, Prioritäten und Visionen zu erzählen. Was treibt sie an? Welche Rolle spielen unsere Kunden? Welche Herausforderungen sehen sie? Diese und weitere Fragen beantworten Ihnen:

Vanessa Kluge,
unsere Produktmanagerin für Digitalisierung für

Natalie Schulze, 
unsere Produktmanagerin für Maschinensteuerung und -integration für

Übrigens: Möchten Sie stets über die neuesten Entwicklungen aus unserem Produktmanagement informiert bleiben? Dann folgen Sie Vanessa, Natalie und Robin auf LinkedIn.

1. Eure Leidenschaft ist das Produktmanagement – könnt ihr kurz erzählen, was euch daran so fasziniert?

Natalie: Im Produktmanagement sind die Aufgaben vielseitig und kein Tag gleicht dem anderen. Von Marktrecherchen und Kundengesprächen über die Gestaltung des Produkts mit Fokus auf den Kundennutzen bis hin zu Marketingmaßnahmen fällt alles in den Themenbereich eines Produktmanagers. Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich mich je gelangweilt hätte.

Robin: Als Stratege liebe ich die Herausforderung, die vielfältigen Anforderungen verschiedener Kunden gegeneinander abzuwägen und eine Produktstrategie zu entwickeln, die sowohl für Bestandskunden als auch für Neukunden den größten Mehrwert bietet. Außerdem geht es mir wie Natalie: Als Bindeglied zwischen Vertrieb, Marketing, Produktentwicklung und Projektabteilung wird mir nie langweilig.

Vanessa: Produktmanagement begeistert mich so sehr, weil ich mit meiner Arbeit aktiv Produkte gestalten darf und damit direkt den Erfolg des Unternehmens beeinflussen kann. Die Schnittstellenfunktion ist dabei eine absolute Bereicherung sowohl auf persönlicher wie fachlicher Ebene, da das gemeinsame und funktionsübergreifende Lösen von Herausforderungen im Mittelpunkt steht. Außerdem liebe ich es, die Warum-Frage zu stellen und Problemen im direkten Austausch mit Nutzerinnen und Nutzern auf den Grund zu gehen.     

2. Welche eurer Aufgaben gefällt euch am besten?

Robin: Das ist bei mir eindeutig die Ausarbeitung von Produktstrategien und die Erarbeitung der verschiedenen Anforderungen unserer Stakeholder. Die zentrale Frage, welche neuen Mehrwerte FabEagle® unseren Kunden mittel- und langfristig bieten kann und welche Funktionen sowohl Neu- als auch Bestandskunden nutzen, hat viele Facetten, die es möglichst sachlich zur erfassen und vorrausschauend zu bewerten gilt. Dabei ist Kommunikation der große Schwerpunkt: Kommunikation mit Kunden, Entwicklung, Vertrieb, aber natürlich auch die Kommunikation in Form von Marketing sind für mich der Schlüssel zu einem guten Produktmanagement. 

Natalie: Auch bei mir ist es die enge Zusammenarbeit mit der Entwicklung, der Projektumsetzung, dem Vertrieb und Marketing. Alle Bereiche haben ein unterschiedlich tiefes technisches Verständnis unserer Produkte ToolCommander® und FabLink®. So gilt es oft, wichtige Argumente, Produkteigenschaften und Feinheiten zu durchdringen und den verschiedenen Beteiligten und Stakeholdern genau das herauszufiltern, was für sie von Interesse ist. Auch bei Demo-Sessions für Kunden ist es mir wichtig, Kundenprobleme zu verstehen und entsprechende Lösungen gleich aufzuzeigen. 

Vanessa: Ich denke bei mir sind es alle Aufgaben rund um die Frage, wie wir es schaffen können, neue Kunden, aber auch neue Marktsegmente für unsere Produkte zu gewinnen und andererseits unsere Bestandskunden fortwährend zu begeistern und nachhaltig zum Erfolg zu führen. Dabei habe ich für meine Produkte EquipmentCloud® und KontronGrid ganz neue Arbeitsprozesse und -methoden eingeführt und Content-Formate für die Kommunikation aufgebaut. Wir haben hier über die Jahre hinweg vieles auf die Waagschale gelegt, was gemacht wurde; haben unglaublich viel ausprobiert, getestet, verfeinert und auch komplett über Bord geworfen. Vor allem müssen auch immer wieder Antworten auf neue Fragestellungen wie Cybersecurity, Cloudsicherheit und Datenschutz beantwortet werden. Das enge Zusammenspiel mit Edge-Hardware und anderer Software aus dem Portfolio der Kontron AG stellt uns hier auch in Bezug auf Kompatibilität, gemeinsames Storytelling für unterschiedliche Märkte bis hin zu abgestimmten Pricing-Strategien und Profitabilität für das gesamte Produktportfolio vor neue Herausforderungen, was meine Arbeit so abwechslungsreich und spannend macht. 

Natalie: Wo du gerade spannend sagst, für mich steigt die Spannung auch jedes Mal, wenn es um Kundenfeedback geht. Wenn das zu unseren Anlagensteuerungen, Integrationslösungen und der Geschäftsbeziehung allgemein auch noch positiv ist, haben wir als Kontron AIS doch viel richtig gemacht, oder?

Robin: Du sagst es. Unser Ziel ist es ja letztendlich unsere Kunden auf dem Weg in die Digitalisierung ihrer Produktion so gut es geht zu unterstützen und der verlässliche Partner zu sein, der bei der heutigen Komplexität der Anforderungen gebraucht wird.

3. Wo wir gerade beim Kundenfeedback sind: Welche Rolle spielt es für euch und wie wird es in den Entwicklungsprozess integriert?

Natalie: Kundenfeedback ist für unsere Arbeit essenziell. Es ist unser Ziel, die Probleme unserer Kunden zu lösen und deren Herausforderungen anzugehen. Dazu müssen wir auch zwischen den Zeilen lesen. Lösungen sehen unter Umständen anders aus, als es sich ein einzelner Kunde vorgestellt hat. Herausforderungen, vor denen mehrere Kunden stehen, werden bei uns auch nachhaltig gelöst, damit möglichst viele Kunden davon profitieren. Bereits vor der Entwicklung neuer Produkte sammeln wir Kundenfeedback ein, passen bestehende Produkte kontinuierlich an und pflegen engen Kundenkontakt, wie auf unserer User Conference.

Robin: Ich kann mich Natalie hier nur anschließen. Jede Kundenstimme zählt und ist Teil eines großen Bildes, was die Entwicklung unserer Produkte prägt. Schlüssel und Herausforderung ist dabei aus den konkreten Anfragen und Vorstellungen die ursprünglichen Problemstellungen zu identifizieren. Für ein Problem oder eine Aufgabe gibt es gerade im Bereich der Fabrikautomation mehrere Lösungsansätze, die mehr oder weniger schnell zum Ziel führen. Innovation in der Softwareentwicklung heißt am Ende diese Informationen, neue Technologien und unsere Daten so aufzubereiten, dass sich komplexe Zusammenhänge einfach erkennen und Lösungen ableiten lassen.

Vanessa: Auch bei unserer Digitalisierungslösung stehen wir in kontinuierlichen Austausch mit den unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzern, um ein vertiefendes Verständnis für deren Fragestellungen und Herausforderungen zu bekommen. Neben Bestandskunden sind evaluierende Kunden aus unterschiedlichen Branchen eine weitere hilfreiche Quelle von Feedback, gerade um nutzungsunabhängig ein Bild über aktuelle Problemstellungen zu erhalten. Gleiches gilt für gewonnene oder verlorene Kunde. Es gibt unglaublich viele Touchpoints, um Interviews zu führen und wertvolles und ehrliches Feedback zu erhalten. Unsere Aufgabe ist es das Feedback zu bündeln und zu evaluieren. Dazu setzen wir auch gezielt auf Multiplikatoren des gesamten Produktteams: vom Customer Success und Support, Marketing, über den Vertrieb bis zu Entwicklerinnen und Entwicklern, um möglichst verschiedene Feedbackkanäle zu nutzen. So tragen am Ende viele Personen dazu bei, ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden bekommen. 

4. Wie haben sich denn die Erwartungen unserer Kunden in den letzten Jahren verändert?

Natalie: Im Bereich der Anlagensteuerungen und Integrationslösungen geht der Trend hin zum Wunsch nach mehr Flexibilität und damit einhergehend idealer Aufgabenverteilung. In der Vergangenheit haben wir meist Gesamtprojekte umgesetzt und kundenseitig bestehende Software eingebunden. Mittlerweile möchten unsere Kunden in der Projektumsetzung mitwirken, sei es wegen Zeitdruck oder zum Schutz internen Wissens. Diesen Anforderungen tragen wir Rechnung. So ermöglicht das neue ToolCommander® Framework unseren Kunden beispielsweise flexibel Teile der Programmierung der Anlagensteuerung selbst zu übernehmen oder die Steuerung nach dem Projektabschluss eigenständig zu pflegen und kleinere Features, die im Laufe der Zeit gewünscht werden, selbst zu integrieren. Durch diese Möglichkeiten nimmt die Abhängigkeit von externen Ressourcen ab, wir bleiben aber der starke Partner für Schulungen oder Consulting. 

Vanessa: Bei unseren Kunden haben sich die Erwartungen hin zu mehr Benutzerfreundlichkeit verändert. Der Schlüssel liegt hier eindeutig in der Einfachheit der Bedienung, mit der am Ende jede Nutzergruppe abgeholt wird. Außerdem spielt die Interoperabilität bei der Skalierung eine große Rolle, entweder weil die digitale Transformation abteilungsübergreifend umgesetzt werden soll, um dem Kunden ein ganzheitliches Kundenerlebnis bieten zu können oder weil Pflegeaufwände reduziert und die IT-Landschaft besser vernetzt werden müssen. Auch der Wunsch nach intelligenter Verknüpfung von Inhalten, vereinfachter Suche und Bereitstellung von Informationen u.a. durch verstärkte KI-Unterstützung wird immer größer. Die Gründe dafür liegen unter anderem in den hohen Effizienzanforderungen, der weiterhin hohen Fluktuation von Mitarbeitenden in den Unternehmen und dem damit einhergehenden häufig fehlendem langjährigen Fachwissen im Service und After Sales. 

Robin: Wenn ich es für den Bereich Fabrikautomation auf ein Wort herunterbrechen müsste, wäre es Flexibilität. Zum einen hinsichtlich hoher Verfügbarkeit und Anpassungsfähigkeit der Benutzeroberfläche, zum anderen hinsichtlich der Erweiterbarkeit zum Beispiel für neue Produktionsmaschinen und -prozesse. Wir müssen uns daher mit dem Einsatz von Web-Frontend-Technologie auseinandersetzen, mehr Konfigurationsdialoge anbieten und skalierbare Services im Backend entwickeln. Das heißt alle möglichen und erlaubten Handlungen der Nutzerinnen und Nutzer müssen durch die Software einfach ermöglicht und bereitgestellt werden.

5. Wie gelingt denn der Spagat zwischen Kundenanforderungen und den technischen Möglichkeiten bzw. Grenzen, denen Standardprodukte irgendwann unterliegen?

Vanessa: Der Spagat gelingt uns immer besser, wenn auch nicht immer perfekt. Was uns dabei aber besonders gut geholfen hat, ist unsere Produktstrategie anhand unserer Produktvision auszurichten. Was treibt uns an, welches, von Mehrheit unserer Zielgruppe und Kunden geteilte Problem, möchten wir tatsächlich lösen? Wir versuchen die Kundenanforderungen neutral als Kundenfeedback zu erfassen und anhand zweier Kriterien zu beurteilen: unterstützen diese Anforderungen das Produkt hinsichtlich unserer Vision und tragen sie dazu bei, dass sich das Produkt nachhaltig erfolgreich weiterentwickelt und damit die Zielgruppe davon profitiert. Fallen Kundenanforderungen außerhalb des Standardprodukts, dann bieten unsere erfahrenen Projektteams entsprechendes Know-how und Flexibilität, diese passend umzusetzen.

Robin: Unser FabEagle® Softwareprodukte passen nicht in das einfache Schema, was sich die meisten unter Standardprodukten vorstellen. Wie können unsere Softwarelösungen zwar ohne weitere Anpassung oder Erweiterung direkt bei Kunden einzusetzen, aber in vielen Fällen sind unsere Produkte auch eine bewährte Basis für viel komplexere individuelle Lösungen, die genau auf die Produktionsprozesse und Herausforderungen unserer Kunden zugeschnitten sind. Die starke Kombination von Produkten und vielseitig aufgestellten Projektteams begeistert viele unserer Bestandskunden seit Jahren, da es uns so gelingt spezifische Kunden- und Branchenanforderungen schnell und sicher zu realisieren. 

Natalie: In unserem Bereich haben wir unseren ersten Kunden im eigenen Haus. Die Entwicklung, die unser Framework zur Anlagensteuerung entwickelt, liefert im ersten Schritt nämlich immer an den Bereich, der mit ToolCommander® individuelle Kundenprojekte umsetzt. Wir haben also immer sehr direktes Feedback, um den Spagat zu meistern. Hinzu kommt der enge Kontakt zu unseren Kunden im Maschinenbau. Hier kommt das aktive Zuhören wieder ins Spiel: Was ist unseren Kunden besonders wichtig, welcher Wunsch beziehungsweise welches Bedürfnis liegt hinter einer Anfrage, können wir dies bereits auf andere Art und Weise lösen oder können wir mit einer leicht anders gestalteten Lösung mehrere Kunden glücklich machen? Kundenwünsche können unter Umständen aber auch in die Roadmap zur Produktplanung aufgenommen werden. Es funktioniert aber auch umgedreht: Features und Funktionalitäten, die noch nicht im Produkt umgesetzt sind, können in der Projektumsetzung integriert werden. Das entspricht auch dem offenen Konzept, nach dem wir unser Framework oder die APIs entwickeln. 

6. Was sind die größten Herausforderungen im Produktmanagement für industrielle Software?

Robin: Ein wichtiger Punkt ist sicherlich die Laufzeit. Unsere Leitrechnersoftware und Integrationslösungen laufen über sehr lange Zeiträume bei unseren Kunden, daher bieten wir regelmäßige Updates und Erweiterungen an. Das heißt für uns, dass wir bei der Weiterentwicklung unsere Produkte, neben neuen Funktionen auch Anforderungen hinsichtlich der Updatefähigkeit, Abwärtskompatibilität und Sicherheit gegen neue Bedrohungen immer im Auge haben müssen. Wenn wir Software an unser Kunden ausliefern, garantieren wir, dass diese auch über Jahre hinweg von uns Updates erhalten können. Sicherheit, Zuverlässigkeit und Performance sind unser höchstes Anliegen.

Natalie: Robin hat vollkommen recht. Industrielle Fertigungsanlagen haben lange Lebenszyklen. Software hingegen ist flexibel und schnelllebig. Versionswechsel können nicht nur Betriebssysteme, sondern beispielsweise auch Entwicklungsplattformen betreffen. Hinzu kommen über die Jahre neue Anforderungen wie neue Branchenstandards oder Gesetze wie der Cyber Resilience Act. Das führt typischerweise zu kürzeren Release-Zyklen. Die größte Herausforderung ist also die Software der Produktionsanlagen über Jahrzehnte aktuell und sicher zu halten. 

Vanessa: Höchste Sicherheitsstandards mit maximaler Flexibilität zu bieten sehe ich auch als eine der größten Herausforderungen. Obwohl Cloud-Lösungen fester Bestandteil vieler Unternehmensprozesse sind, stoßen wir im OT-Bereich immer noch auf große Vorbehalte. Gerade die Frage rund um einen transparenten Umgang mit Maschinendaten steht immer wieder zur Debatte. Unsere Kunden im Industriebereich brauchen Verlässlichkeit, Zukunftsfähigkeit der eingesetzten Lösungen und dedizierten Branchenbezug. Dabei müssen wir als Software-Anbieter auf neuste Technologie- und Sicherheitsstandards bei der Entwicklung setzen, da die Anforderungen rund um Cybersecurity immer anspruchsvoller werden und wir dem Kunden hier auch einiges an Hürden abnehmen können. 

7. Welche Bedeutung hat denn das Thema Cybersecurity für industrielle Software im Allgemeinen und für eure Arbeit in den nächsten Jahren im Besonderen?

Natalie: Cybersecurity beginnt bei uns bereits in der Konzeptphase. Die Entwicklung betrachtet Features und Softwaremodule im Zusammenhang mit dem Gesamtsystem und stellt in regelmäßigen Meetings ihre Lösungsoptionen intern zur Diskussion. Dabei werden auch alle aktuellen Anforderungen berücksichtigt. So stellen wir sicher, dass sich die beste Lösung durchsetzt. Unsere Softwareprodukte durchlaufen regelmäßig Vulnerability Checks, mit Hilfe der SBOM werden CVEs getrackt und bewertet. Unser Ziel ist es, Maschinenbauer proaktiv mit bereits analysierten und bewerteten Informationen zur Sicherheit ihrer Software zu versorgen und gemeinsam mit ihnen regelmäßig notwendige Updates abzustimmen. 

Robin: Cybersecurity beginnt bei der qualitativen Entwicklung von Software. Weit bevor der Cyber Resilience Act diskutiert wurde, haben wir bereits Prozesse etabliert, die Code-Qualität, Testabdeckung und Quellcodeverwaltung unterstützen. In den nächsten Jahren werden wir weiter an der Optimierung unser Updateprozesse von Kundenprojekten arbeiten. Unser Ziel ist, das jeder Kunde, der sich auch selbst das Ziel gesetzt hat, sichere Software zu betreiben, von uns auch den Support und Updates erhält. 

Vanessa: Auch bei uns ist Cybersecurity integraler Bestandteil von Entwicklung und Deployment. Ich kann mich hier nur Robin anschließen: wir haben sichere Entwicklungsprozesse etabliert, die wir kontinuierlich weiterentwickeln. Security-by-Design und Transparenz sind für uns wichtige Prämissen. Die umfassende Dokumentation und fortlaufende Analyse von Software-Komponenten gegenüber volatilen Bedrohungen (CVE, CWE) als SBOM sind beispielsweise Themen, auf die wir verstärkt Wert legen. Auch das Zusammenspiel sicherer und kompatibler Hardware- und Software-Komponenten stellen wir in den Mittelpunkt, da unsere Produkte verstärkt im Bundle verkauft werden und hier Sicherheit auf allen Ebenen gewährleistet werden muss.

8. Welche Trends beobachtet ihr, die unsere Produkte in der Zukunft beeinflussen könnten?

Robin: Wie schon gesagt ist Informationssicherheit ein wichtiges Thema, was uns auch in Zukunft beschäftigen wird. Updatezyklen werden kürzer und die Zusammenarbeit von Betreiber und Hersteller der Software wird intensiver. Natürlich wird auch das Thema Künstliche Intelligenz eine große Rolle spielen, bereits jetzt nutzen wir in unseren Projekten KI, z.B. bei der automatischen Fehlererkennung für Solarzellen. KI wird auch die Arbeit bei der Auswertung von großen Mengen an Daten verändern. Mit ihrem vermehrten Einsatz, wird auch die Cloud als Infrastruktur für Produktionsleitsysteme immer relevanter werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass hybride Systeme aus lokaler Produktionssteuerung und Langzeit-Datenarchivierung samt Reporting aus der Cloud für viele unserer Kunden sehr interessant werden.

Natalie: Die großen Themen Cybersecurity und KI beeinflussen unsere Produkte schon jetzt. Gerade bei KI prüfen wir, wie uns die neuen Tools in unserer Arbeit sinnvoll unterstützen und wie unsere Kunden davon profitieren können. Branchenspezifisch sehe ich im Halbleitermarkt den Trend, dass Fabs auch Anlagen im Backend SEMI-konform an ihre Hostsysteme anbinden wollen. Das stellt unsere Kunden vor große Herausforderungen, da die GEM300 SEMI-Standards für das Frontend entwickelt wurden. Im Backend kann nun beispielsweise ein Werkstück in die Anlage gegeben werden, durch das Dicing kommen allerdings viele Materialeinheiten wieder heraus. Dies stellt neue Ansprüche an die Nachverfolgbarkeit. Unsere Kunden benötigen hier einen Partner, der Erfahrung in der Realisierung von SEMI-Standards hat und diese passend für seine Anlagen interpretieren und umsetzen kann.

Vanessa: Cybersecurity wird den Softwarebereich in den kommenden Jahren maßgeblich bestimmen, denn die Anforderungen und Gefahren steigen kontinuierlich, gerade auch in Bezug auf die stärkere Anwendung von KI z.B in Form von neuronalen Netzen oder LLMs. Das wird die Notwendigkeit unsere Software noch sicherer und weniger angreifbar zu machen stetig erhöhen. Was aktuell noch als USP gesehen wird, könnte schon bald der entscheidende Faktor bei der Auswahl des passenden Softwareanbieters sein. Ebenfalls wichtiger werden wird Edge Computing, besonders dann, wenn Maschinendaten konsequent erfasst und auch für digitale Geschäftsmodelle genutzt werden. Hier steckt der Maschinen- und Anlagenbau immer noch in den Kinderschuhen. Es wird experimentiert, aber noch nicht flächendeckend eingesetzt. Sobald aber das Datenaufkommen steigt und dies auch in Echtzeit verarbeitet werden soll, müssen Konzepte geschaffen werden, wo auch für Anwendungen mit schlechter Netzwerkabdeckung und hohen Latenzzeiten eine effiziente und performante Datenverarbeitung gewährleitstet werden kann. Ein weiterer Trend liegt in Low- und No-Code-Anwendungen. Diese werden zunehmend mit dem Bedarf an Softwareanwendungen ansteigen bei gleichzeitiger Vergrößerung des Fachkräftemangels und dem Wunsch nach kosteneffizienten und schnelle Entwicklungszyklen. 

9. Zu guter Letzt wagen wir einen Blick in die Zukunft: Welche Vision habt ihr für den Einsatz von industrieller Software im Maschinen- und Anlagenbau und bei den Fabrikbetreibern in 10 Jahren?

Vanessa: Industrielle Software, die Prozesse überwacht, digitalisiert und beschleunigt sowie Mehrwerte durch die Echtzeit Analyse von Maschinendaten bietet, indem sie die Grundlage für neue Geschäftsmodelle liefert, wird es auch in zehn Jahren noch geben. Wir werden hier aber tatsächlich einen viel höheren Automatisierungsgrad sehen, da die trainierten neuronalen Netze auf eine deutlich höheres Datenaufkommen setzen können als heute. Empfehlungen werden von den Systemen selbstständiger abgeleitet und der Mensch kann diese als verlässliche Datengrundlage für Entscheidungen heranziehen. Die Komplexität der Anwendungen wird durch die lückenlose Vernetzung von Maschinen, Dingen und Fabriken weiter steigen, was eine leistungsstarke und intelligente Vorverarbeitung erforderlich macht. Fabrikbetreiber und Hersteller werden noch enger zusammenarbeiten, da es auch klare Regelungen mit dem Umgang von Daten geben wird, woraus sich neue Potentiale auf beiden Seiten ergeben werden und die Grenzen unschärfer werden. 

Natalie: Meine Vision für industrielle Software in zehn Jahren ist, dass Maschinenbauer ToolCommander® für Anlagensteuerungen genauso selbstverständlich nutzen können, wie wir privat heute Word oder Excel als Office-Programme im administrativen Bereich nutzen. Dabei wünsche ich mir, dass die Umsetzung mit exzellenten Features hinsichtlich Usability und anleitender Dokumentation nicht nur eine Aufgabe ist, die erledigt werden muss, sondern die sogar Spaß machen kann. Auch die branchenspezifische SEMI-konforme Konnektivität via SECS/GEM, GEM300 oder EDA sollte sich in diese Richtung entwickeln. Auch wenn die Komplexität der Standards noch immer erklärungsbedürftig sein wird, hoffe ich, dass wir mit KI und unserer FabLink® Produktentwicklung als Integrationslösung diesem Ziel ein großes Stück näherkommen werden. 

Robin: In der Fabrikautomation werden wir auch in 10 Jahren noch Daten über Datenschnittstellen von Maschinen erfassen, aber wie wir diese Daten auswerten und visualisieren wird sich dramatisch verändern. Zum Beispiel könnten wir statt großen Bildschirmen, Daten auf AR-Brillen KI-unterstützt visualisieren. Aber auch der Automatisierungsgrad wird weiter steigen, zum Beispiel AGVs und Roboter, die selbstständig Aufgaben vom Leitsystem erhalten und lösen ohne langwierige Programmierung oder Inbetriebnahme. Leitsysteme und Schnittstellenintegration werden das Rückgrat für intelligenten Teilsysteme, die autonom ihre Aufgabe bewältigen.