Digitalisierung im Maschinenbau: Was wir beim Meet-Up bei PVA TePla gelernt haben

Meet-Up „Maschinenbau denkt digital“ für echten Austausch

Die PVA TePla in Wettenberg war Gastgeber des 4. Meet-Ups "Maschinenbau denkt digital".

Was passiert, wenn Maschinenbauer, Serviceteams und Digitalisierungsexpert:innen zusammenkommen? Sie hören einander zu. Sie stellen kritische Fragen. Und sie sprechen offen über das, was funktioniert und über das, was nicht funktioniert. Beim diesjährigen Meet-Up „Maschinenbau denkt digital“ bei PVA TePla in Wettenberg zeigte sich, wie wertvoll dieser Raum für echten Austausch ist.

In einer Branche, in der Prozesse oft über Jahrzehnte gewachsen sind und Investitionen in langen Zyklen gedacht werden, ist Digitalisierung keine einfache Gleichung.  Umso wichtiger ist es, Erfahrungen zu teilen, voneinander zu lernen und neue Perspektiven zu gewinnen.

Der Tag war genau darauf ausgelegt: Zuhören, mitdiskutieren, hinterfragen. Von Impulsen aus der Praxis über einen transparenten Blick auf laufende Projekte bis hin zu Workshops, in denen konkrete Herausforderungen bearbeitet wurden.

So startete der Tag

Sales Manager Martin Falsner von Kontron AIS und Till Stoermer von PVA TePla eröffneten das Meet-Up mit einem Rückblick auf fünf Jahre Digitalisierung im Maschinenbau. Der Fokus lag dabei nicht auf Erfolgsstorys, sondern auf den realen Herausforderungen im Alltag. Wie schafft man Strukturen, die langfristig funktionieren? Was lässt sich aus bisherigen Projekten lernen? Und wie wichtig ist es, Digitalisierung nicht als einmalige Maßnahme, sondern als laufenden Prozess zu verstehen? Um Transformationsprojekte erfolgreich umzusetzen, braucht es verschiedene Typen – von Pionier:innen über Gestaltende und Machende bis hin zu Multiplikator:innen und Sponsor:innen.

Martin Falsner von der Kontron AIS eröffnet den Tag mit seinem Vortrag "Erfolgsfaktoren der digitalen Transformation".

Im Anschluss zeigten Stefan Köhler und Thorsten Hardt von PVA TePla, wie digitale Servicekonzepte im Unternehmen konkret umgesetzt wurden. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, wie sich die Kundenzufriedenheit durch digitale Lösungen steigern lässt, etwa durch schnellere Reaktionszeiten, transparente Informationen und eine bessere Steuerbarkeit der Prozesse. Ein Ansatz ist beispielsweise die universelle Konsolidierung der Datenerfassung über verschiedene Maschinentypen hinweg. Deutlich wurde auch: Digitale Werkzeuge allein reichen nicht aus. Entscheidend ist, dass die Mitarbeitenden damit arbeiten können und wollen.

Rafael Seifert von RAMPF griff diesen Gedanken auf und sprach offen über seine Erfahrungen im Change Management. Viele Digitalisierungsprojekte scheitern nicht an der Technik, sondern an internen Widerständen oder fehlender Kommunikation. Sein Beitrag zeigte, wie wichtig es ist, Veränderungen früh und klar zu kommunizieren, Teams einzubeziehen und realistische Erwartungen zu setzen.

Nach einer kurzen Pause folgte ein Einblick in die Produkthighlights von Kontron AIS. Produktmangerin Vanessa Kluge und R&D-Leiter Thomas Dreyer stellten zentrale Funktionen und Weiterentwicklungen vor, unter anderem in den Bereichen Monitoring und Service-Digitalisierung. Ein Schwerpunkt lag auf dem Einsatz von KI im operativen Service: Ziel ist es, Informationen schneller bereitzustellen, Rückfragen effizienter zu beantworten und einen besseren Überblick über Projekt- und Maschinenzustände zu schaffen. KI soll hier nicht ersetzen, sondern als Assistenzlösung unterstützen und so die Arbeit im Service und Support gezielt entlasten.

Im Anschluss wurde die geplante Roadmap 2026 vorgestellt. Wichtig war dabei vor allem das offene Format: Die Teilnehmenden konnten Feedback geben, eigene Herausforderungen einbringen und Einschätzungen teilen. Der Austausch war praxisorientiert, mit Fokus auf reale Einsatzszenarien, technische Anforderungen und strategische Prioritäten. Gerade im Bereich After-Sales wurde deutlich, wie wichtig es ist, Entwicklungen frühzeitig mit den Nutzerinnen und Nutzern zu spiegeln – bevor Entscheidungen feststehen.

Danach ging es mit einem Firmenrundgang durch die Produktion von PVA TePla weiter. Die Teilnehmenden konnten sich vor Ort ein Bild von der Produktion und dem TechHub machen. Die Führung bot einen transparenten Einblick in den technologischen Fortschritt, den PVA als Technologieführer in den Bereichen Hochtemperatur-Vakuumanlagen, Plasmatechnologie und Kristallzuchtanlagen im Halbleiterbereich erzielt.

Am Nachmittag wurden in drei parallelen Workshops in Kleingruppen drei zentrale Fragestellungen erarbeitet.

Workshop 1: Maschinen vernetzen – sichere und skalierbare Konnektivität

Der erste Workshop wurde von Thomas Dreyer gemeinsam mit Stefan Köhler von PVA TePla geleitet. Im Fokus stand die Frage, wie Maschinen technisch sauber und wirtschaftlich tragbar in moderne IT-Umgebungen eingebunden werden können.

Zum Einstieg sammelten die Teilnehmenden typische Herausforderungen aus ihrem Alltag. Die Liste war lang: Datenschutz, Cybersecurity, unzählige Schnittstellen, begrenzte IT-Ressourcen, steigende Cloud-Kosten. Vor allem die Vielfalt an technischen Anbindungen – von OPC DA und UA über S7 bis hin zu MES-Systemen – zeigte, wie komplex und individuell viele Setups sind.

Aus dem Austausch entstand die Idee eines standardisierten „Switchboards“. Anstatt einzelne Punkt-zu-Punkt-Verbindungen aufzubauen, wurde ein Zwischenschicht-Modell diskutiert: Maschine und Fabrik kommunizieren jeweils über einen gemeinsamen Standardlayer. Damit wird nicht nur Komplexität reduziert, sondern auch mehr Transparenz gegenüber Kunden geschaffen. Sie können nachvollziehen, welche Daten wie genutzt werden.

Als mögliche Lösungen wurden unter anderem FabEagle® Connect und Node-RED diskutiert. Auf technischer Ebene rückten KontronOS und KontronGrid in den Fokus, um Geräte sicher zu betreiben, zu aktualisieren und zentral zu verwalten.

Zum Abschluss fassten die Teilnehmenden die wichtigsten Anforderungen für eine skalierbare Lösung zusammen:

  • eine sichere, leicht wartbare Hardware-Plattform
  • ein robustes Betriebssystem mit klarer Update-Strategie
  • flexible, standardisierte Datenanbindung (z. B. mit FabEagle® Connect)
  • zentrale Verwaltung aller IoT-Komponenten über KontronGrid
  • transparente Kommunikation, welche Daten erhoben und genutzt werden

In einem kurzen Praxisbeispiel zeigte Stefan Köhler, wie PVA TePla diese Ansätze bereits im Einsatz hat bestehend aus einer klaren Zwischenschicht, integrierten Monitoring-Tools und einem standardisierten Setup für Gerätemanagement.

Workshop 2: Transformation, die wirkt – Projekte erfolgreich planen und umsetzen

Dieser Workshop drehte sich um eine Frage, die viele beschäftigt: Warum liefern Digitalisierungsprojekte oft nicht das, was man sich von ihnen verspricht? Vanessa Kluge leitete die Session, unterstützt von Richard Stegmann von MackSmaTec, die ihre laufenden Projekte und Erfahrungen offen einbrachten. Ziel war es, gemeinsam mit den Teilnehmenden zu erarbeiten, was eine Transformation in der Praxis erfolgreich macht und was sie oft ausbremst.

Gleich zu Beginn wurde deutlich: Die meisten scheitern nicht an fehlender Technologie, sondern an zu viel Unklarheit. Unklare Verantwortlichkeiten, vage Ziele, unverbundene Initiativen, das alles bremst den Fortschritt mehr als jede Systemgrenze.

Die Teilnehmenden erarbeiteten im Austausch, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit digitale Projekte Wirkung zeigen. Dabei ging es nicht um technische Details, sondern um strukturelle Grundlagen: Klare Rollen, interne Ressourcen, Führung, Orientierung und Kommunikation. Wer Digitalisierung nur als IT-Initiative versteht, wird früher oder später an Grenzen stoßen.

Gemeinsam wurde ein Reifegrad-Zeitstrahl genutzt, um sich selbst einzuordnen. Die meisten Unternehmen befinden sich derzeit zwischen den Stufen „Connected Products“ und „Data-Driven Business“. Digitale Anwendungen sind in Teilen vorhanden, aber oft noch nicht durchgängig verankert oder strategisch weitergedacht. Diese Einordnung half, die richtigen Prioritäten für die nächsten Schritte zu erkennen und sie gemeinsam zu diskutieren.

Ein wertvoller Teil des Workshops war der Einblick in das konkrete Vorgehen bei MackSmaTec. Die Offenheit, mit der über Rückschläge, Umwege und auch personelle Engpässe gesprochen wurde, war für viele Teilnehmende hilfreich. Gleichzeitig wurde deutlich, dass es möglich ist, Veränderung mit kleinen, klaren Schritten anzustoßen. Etwa durch gezielte Schulungen, den Aufbau von Key Usern, eine Roadmap, die gelebt wird oder durch interne Maßnahmen, die Veränderungen sichtbar machen.

Die wichtigsten Ergebnisse aus dem Workshop:

  • Transformation braucht Struktur: Rollen, Ziele, klare Zuständigkeit
  • Ohne internes Engagement und ausreichende Ressourcen kommt kein Projekt ins Ziel
  • Frühzeitiges Einbinden der Fachbereiche sichert Relevanz und Akzeptanz
  • Eine zentrale Roadmap hilft, den Überblick zu behalten, sie sollte regelmäßig überprüft und angepasst werden und vor allem gelebt werden
  • Kleine sichtbare Erfolge stärken das Vertrauen in den Prozess
  • Digitalisierung ist kein Nebenthema, sondern gehört in die Unternehmensstrategie

Zum Schluss sammelten die Teilnehmenden typische Fehler und offene Fragen. Viele wünschten sich im Rückblick, früher intern kommuniziert oder stärker auf Nutzerfeedback gesetzt zu haben. Andere betonten, wie wichtig es ist, auch intern für digitale Projekte zu werben, etwa mit Strategietagen, bereichsübergreifender Abstimmung oder internen Launchevents, die neue Themen sichtbar machen.

Workshop 3: Vom Produkt zum Service – digitale Geschäftsmodelle entwickeln

Im dritten Workshop ging es um eine zentrale Frage: Wie gelingt der Wandel vom klassischen Produktanbieter hin zu einem echten Serviceanbieter? Martin Falsner leitete die Session gemeinsam mit Tobias Pistor von der HESS Group, unterstützt von Tobias Pistor. Ziel war es, Chancen, Hürden und Voraussetzungen für neue digitale Serviceangebote entlang realer Produktlinien greifbar zu machen

Dazu wurden die Teilnehmenden in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe arbeitete mit einem konkreten Beispiel aus dem eigenen Unternehmensumfeld: Laseranlagen, Kristallzuchtmaschinen und eine Betonsteinfertigungsanlage. Der erste Schritt bestand darin, das bestehende Kundenerlebnis zu beschreiben. Das fiel in vielen Fällen ernüchternd aus: „Keiner erreichbar“, „Hilfe!“, „Falsche Bauteile“, „Niemand fühlt sich zuständig“.

Mit einem Perspektivwechsel, angelehnt an ein Zitat von Steve Jobs – „Beginne mit dem Kundenerlebnis – und arbeite dich von dort zur Technologie vor“ – richteten die Gruppen ihren Blick bewusst auf die Sicht der Kunden. Ziel war es, nicht vom Produkt, sondern vom realen Nutzungserlebnis auszugehen – und daraus neue Serviceangebote abzuleiten.

Das fiel vielen nicht leicht. Der Impuls, sofort wieder in Produktlogik zu denken, war stark. Doch mit etwas Anleitung gelang es, sich auf das Kundenerlebnis zu konzentrieren und dabei neue, teils bereits etablierte Serviceideen sichtbar zu machen. Etwa in Form digitaler Assistenzsysteme, gezielter Anleitungen für häufige Problemfälle oder strukturierterer Rückmeldemechanismen im After-Sales.

Deutlich wurde: Der Wandel zum Serviceanbieter beginnt im Kopf und erfordert die Bereitschaft, sich ehrlich mit der Kundenerfahrung auseinanderzusetzen, um daraus konkrete digitale Angebote abzuleiten.

Digitalisierung lebt von Austausch

Das Meet-Up hat gezeigt, wie wichtig es ist, früh über Pläne zu sprechen, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Das offene Feedback zur Roadmap 2026 war ebenso wertvoll wie die Diskussionen rund um den Einsatz von KI im Service als konkrete Unterstützung im Alltag.

In den Workshops wurde deutlich: Digitale Transformation braucht mehr als Tools. Sie braucht klare Ziele, verbindliche Strukturen und Menschen, die den Wandel im Unternehmen mittragen. Der Austausch in kleinen Gruppen hat gezeigt, wie viel Wissen in der Community steckt. 

Nach dem inhaltlich dichten Tag ging es gemeinsam zu Fuß zur Burg Gleiberg. Oben angekommen gab es eine Führung durch die Burg mit Blick über Wettenberg und Umgebung, bevor der Abend bei gutem Essen und persönlichen Gesprächen ausklang. In lockerer Atmosphäre wurden Kontakte vertieft, neue Ideen angestoßen und manches weitergedacht, was am Tag entstanden war.

Der Zuspruch war groß. Und deshalb ist klar: Auch im nächsten Jahr soll „Maschinenbau denkt digital“ wieder stattfinden. Weil der Tag gezeigt hat: Maschinenbau kann digital und wir sind mittendrin.

Wollen Sie im nächsten Jahr dabei sein?

Schreiben Sie uns gern eine Nachricht, wenn Sie 2026 auch am Meet-Up “Maschinenbau denkt digital” dabei sein möchten.